Vor wenigen Tagen erhielt ich in den Blog-Kommentaren einen interessanten Hinweis auf den noch recht neuen Anbieter „Cashboard“, der mit garantierten 2,0 Prozent um Kunden wirbt.
Zwar handelt es sich hierbei um kein Tagesgeld, nach Ansicht des Anbieter hat man aber ein Produkt, das so ähnlich ist, dass man es auf der Homepage mit den Tagesgeld-Angeboten der Konkurrenz vergleicht (wobei da auch wichtige Konkurrenten fehlen) und von „fast gleichen Bedingungen“ schreibt.
Alles auf eigene Gefahr
Aber Achtung, eines gleich vorweg, bevor ich in die Details gehe: Lest diesen Artikel unbedingt zu Ende, bevor ihr euch durch ihn möglicherweise vorschnell zu einer Anlage bei Cashboard verleiten lasst.
Wie immer übernehme ich keine Garantie für die hier dargestellten Informationen. Insbesondere da ich das Angebot selbst nicht so richtig durchblicke, da es sich außerhalb meines eigentlichen Themenfeldes bewegt.
Einige Fragen bleiben zunächst offen
„Fast gleiche Bedingungen“ wie bei einem Tagesgeldkonto also. Und das bei so hohen Zinsen. Große Worte – doch ist das gerechtfertigt?
Ich bin mir darüber ehrlich gesagt nicht so ganz im Klaren bzw. habe ernsthafte Zweifel. Die Homepage erscheint auf den ersten Blick zwar aufgeräumt und hält viele Informationen bereit, an einigen Stellen fehlen mir aber wichtige Details bzw. sie gehen ein wenig unter.
Beispielsweise stellte ich mir die Frage, wie lange der Zinssatz gilt bzw. ob er variabel ist. Und gilt er auf Einlagen bis zu einer bestimmten Höhe oder unbegrenzt?
Facbook-Präsenz liefert auf Nachfrage Antworten
Diese Fragen stellte ich mit dem Facebook-Accout dieses Blogs auf der Facebook-Seite von Cashboard (hier nachzulesen), da mir die Antwort per E-Mail zu lange dauerte. Aber die Antwort über Facebook ließ dort erfreulicherweise nicht lange auf sich warten. Der Inhalt der Antworten gefiel mir dann aber nur begrenzt:
Dauerhaft wird dieser Zinssatz nicht garantiert. Dafür aber bis „mindestens Anfang 2016“ – das ist doch sehr, sehr ordentlich. So eine Info würde ich mir allerdings auch direkt auf der Homepage wünschen. Ich habe sie dort trotz intensiver Suche nicht gefunden, was ich doch ziemlich kritikwürdig finde.
Doch ein ganz großer Dämpfer kommt noch: Die 2,0 Prozent gelten nur auf Einlagen bis maximal 10.000 Euro. Das schmälert die potenzielle sichere Rendite doch für sehr viele, die dieses Angebot für interessant hielten.
Doch für bis zu 10.000 Euro bleibt das Angebot vorerst weiterhin attraktiv, da für sichere Geldanlagen mit kurzfristiger Verfügbarkeit niemand annähernd so viel zahlt. Doch wie sicher ist die Geldanlage hier tatsächlich? Dazu weiter unten mehr.
Was ist Cashboard überhaupt?
Doch worum handelt es sich bei Cashboard eigentlich? Erst einmal „nur“ um ein Portal. Um es zu nutzen muss man ein Konto bei der Augsburger Aktienbank AG eröffnen. Dies ist kostenlos und die Bank verfügt über eine deutsche Einlagensicherung über mehrere Millionen Euro pro Kunde. Dann sind erst einmal zwei gute Argumente.
Es wird betont, dass Cashboard selbst dabei keinen Zugriff auf das dort liegende Geld hat. Selbst im Falle einer Geschäftsaufgabe hätte dies angeblich keine negativen Auswirkungen.
Drei „Portfolios“ zur Auswahl
So weit, so gut. Doch dann wird es in meinen Augen etwas „undurchsichtiger“: Man soll sich zwischen verschiedenen „Portfolios“ entscheiden, wenn man den Kontoantragsprozess durchläuft (das könnt ihr bei Bedarf hier einmal durchspielen).
Da werde ich als stark sicherheitsorientierter Typ natürlich hellhörig, da mich dies an Aktien denken lässt und ein damit einhergehendes Risiko. Und das gefällt mir nicht.
Man hat am Ende die Wahl zwischen drei verschiedenen Portfolio-Typen: „Kapitalschutz“, „Ausgewogen“ & „Renditeorientiert“.
Nur bei der Variante „Kapitalschutz“ werden das Kapital sowie die 2% Zinsen durch Cashboard garantiert. Bei den beiden anderen Varianten besteht ein unterschiedlich hohes Verlustrisiko.
Diese beiden scheiden für mich daher persönlich aus, auch wenn man dort die Chance auf eine höhere Rendite hat. Doch ist die Variante „Kapitalschutz“ wirklich so sicher? Ich habe dazu meine Zweifel, doch dazu dann – wie gesagt – weiter unten mehr.
Auch bei „Kapitalschutz“ Chance auf höhere Rendite
Aber auch bei der Variante „Kapitalschutz“ hat man die Chance auf eine höhere Rendite. Die 2% sind ja wie gesagt garantiert, aber es sollen zusätzlich bis zu 3% möglich sein. Je nachdem, was „Cashboard“ aus dem Geld macht, das man bei denen in der Variante „Kapitalschutz“ anlegt.
Die 2% werden monatlich aufs Girokonto ausgezahlt und die zusätzliche Rendite wandert mit ins „Portfolio“, wenn ich das richtig sehe. Siehe dazu auch den linksstehenden Screenshot mit einer Beispielrechnung – dort könnt ihr auch ersehen, in welchen Formen euer Geld in der Variante „Kapitalschutz“ angelegt würde.
Von dem über die garantierten zwei Prozent hinaus gehenden Rendite-Anteil behält Cashboard dann ein Zehntel als Erfolgsbeteiligung ein. Das ist sicherlich okay.
Nicht gesamte Einlage kurzfristig verfügbar
Und wie sieht es mit der Verfügbarkeit aus? Bei der Variante „Kapitalschutz“ sind 95 Prozent des eingezahlten Geldes innerhalb weniger Tage verfügbar (bei den beiden anderen Varianten sind es sogar nur 90 Prozent). Dieser Teil Eurer Einlagen sind also – zumindest was die Verfügbarkeit betrifft – durchaus fast mit einer Tagesgeldeinlage vergleichbar.
Die restlichen 5 Prozent der Einlagen sind hingegen erst „mittelfristig“ verfügbar, was in der Praxis auch mehrere Jahre bedeuten kann. Das ist nämlich der Anteil des Geldes den Cashboard mittelfristig investiert, sodass man daran nicht schnell herankommt. Die anderen 95 Prozent sind kurzfristig investiert.
Aber da man die garantierten 2,0 Prozent Zinsen ohnehin nur auf maximal 10.000 Euro erhält, sprechen wir beim 5%igen Anteil im Extremfall von gerade einmal 500 Euro, die nicht sofort verfügbar wären. Das halte ich für vernachlässigbar.
Aber eine vollwertige Tagesgeld-Alternative ist das spätestens dadurch dann nicht mehr, um mal die Frage aus der Überschrift zu beantworten. Und auch in Bezug auf die Sicherheit nicht, auf die ich jetzt endlich zu sprechen kommen will. Daher finde ich den Vergleich damit etwas unglücklich und unpassend. Man könnte auch in Frage stellen, ob diese Art der Darstellung dann noch seriös ist.
Ist die versprochene Sicherheit tatsächlich vorhanden?
Doch bevor ich zum Schluss komme noch mal ein paar Worte zur Kapitalsicherheit, die Cashboard auf seiner Seite ja regelrecht „beschwört“. Man könnte die Darstellung durchaus als beschönigend oder aber zumindest als nicht ganz vollständig bezeichnen, wie ich persönlich finde.
Denn es ist zwar schon so, dass das Geld erst einmal bei der Augsburger Aktienbank AG durch die Einlagensicherung geschützt ist. Allerdings dient dieses Konto ja nur zur Verrechnung.
Aber was ist dann mit den durch Cashboard vermittelten Anlagen? Wenn das Geld dann in einem der Portfolios steckt ist, dann ist es keine Einlage bei der Augsburger Aktienbank mehr und somit auch nicht mehr durch die Einlagensicherung geschützt. Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Die getätigten Investments sind ausdrücklich nicht durch die Einlagensicherung geschützt.
Auf deren Homepage kann ich das in dieser Deutlichkeit leider nicht finden, sondern man muss es sich selbst erarbeiten bzw. herleiten. Das finde ich nicht gerade vertrauensfördern, denn hier wird durch Auslassungen ein anderes Bild vermittelt. Nur in den oben verlinkten Facebook-Stellungnahmen habe ich das von Cashboard bislang in dieser Deutlichkeit gelesen.
Cashboard springt bei eventuellen Verlusten ein
Der versprochene 100%ige Kapitalschutz des entsprechenden Portfolios sieht stattdessen so aus, dass eventuell entstehende Verluste durch Cashboard ausgeglichen werden. Was passiert aber, falls Cashboard in finanzielle Probleme gerät oder gar seine Pforten schließt? Dann hat man „nur“ noch das jeweilige Investment mit seinem jeweiligen Wert (das kann einem niemand nehmen – immerhin!). Garantiert wird aber nichts mehr.
Woher soll man das finanzielle Vertrauen in diese junge Startup-Unternehmen nehmen? Mir fällt das ziemlich schwer.
Zudem wird der Kapitalschutz auch nur „zum Jahresende“ gewährt. Wenn zwischendurch Verluste auftreten und man sein in einem Portfolio steckendes Geld auszahlen lassen möchte, schaut man möglicherweise in die Röhre. Was wird dann aus Kapital- und Zinsgarantie?
Und wer weiß, was ich sonst noch alles an „Haken“ übersehen habe… – es ist auch egal, denn eigentlich reicht das in meinen Augen bereits.
Testen auf eigenes Risiko
Ich habe mich dort nichts desto trotz nun jedenfalls testweise einmal angemeldet. Nach dem Antragsprozess kann man sich die Unterlagen (mitsamt Postident) entweder ausdrucken oder per Post zuschicken lassen. Ich habe sie mir ausgedruckt und überflogen.
Es handelt sich dabei erst einmal um eine Kontoeröffnung bei der bereits erwähnten Augsburger Aktienbank AG, die ja das Konto für die Abwicklung bereit stellt. Von Cashboard ist dort erst einmal nichts zu lesen, was ich ziemlich verwirrend finde.
Ich will mich mal als „Versuchskaninchen“ opfern und bin gespannt, wie das ganze dann „hinter den Kulissen“ aussieht, wenn man das alles erfolgreich durchlaufen hat. Ich werde mit einem klitzekleinen Betrag „herumspielen“ (allerdings nur in der Variante „Kapitalschutz“) und hier im Blog dann wieder darüber berichten.
Ganz interessant: Mein Antrag ist mit einer Nummer knapp unter 900 versehen – ich gehe davon aus, dass es also nicht mehr als so viele Kunden gibt. Und man muss ja auch noch die abziehen, die letztendlich gar kein Konto eröffnen und den Antrag nie zur Post bringen. Ich denke, davon gibt es gar nicht so wenige. Ich zögere ehrlich gesagt auch noch ein wenig… 😉
Mit Gutscheincode sogar 2,2 Prozent möglich
Falls ihr es mir gleichtun wollt, dann meldet euch über diesen Link bei Cashboard an. Wenn ihr dann unter „Empfehlung“ ganz am Ende des Antragsprozesses den Gutscheincode “2,2Prozent” (ohne Anführungsstriche und Leerzeichen) eingebt, erhaltet ihr für das erste Jahr nämlich garantierte 2,2 Prozent statt 2,0 Prozent.
Aber wie gesagt: Alles ohne jede Gewähr von mir. Wie immer in diesem Blog können auch mir Fehler unterlaufen und ich habe etwas übersehen oder falsch verstanden. Zudem durchblicke ich das Ganze in diesem Fall auch selbst nicht zu 100 Prozent, da es nicht so richtig mein Thema ist. 😉
„Echtes“ Tagesgeld als sichere Alternative
Falls ihr mich nach einem Rat fragen würdet, würde ich nach meinem Empfinden aus dem Bauch heraus eher von diesem Angebot abraten. Zumindest wenn ihr sicherheitorientierte Anleger seid, so wie ich es einer bin.
Wenn es für euch lieber „echtes“ Tagesgeld sein soll (wozu ich grundsätzlich nur raten kann), dann greift zum Beispiel lieber zum hier von mir beleuchteten Angebot der PSA Direktbank, die 1,5 Prozent bietet und wo man sich komplett auf die Einlagensicherung verlassen kann, da sie zu jeder Zeit greifen würde. Mehr bietet für „klassisches“ Tagesgeld derzeit niemand.
Erfahrungsberichte erwünscht
Doch nochmal zurück zu Cashboard: Vielleicht liest hier ja aber auch jemand mit, der bereits Erfahrungen gesammelt hat. Dann gerne her damit in die Kommentare unter diesem Artikel hier (an anderer Stelle im Blog wurde ja auch schon einal darüber diskutiert – lest euch diese unbedingt auch durch).
Kommentiert hier gerne auch dann, wenn euch sonst irgend etwas auffällt oder sich irgendwelche Fragen ergeben. Vielleicht kommen wir der Sache dann gemeinsam näher und entdecken noch ein paar Fallstricke oder Vorzüge. 😉
Und da man es nicht oft genug betonen kann: Alles auf eigene Gefahr; sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt. 😉
PS: Eigentlich berichte ich hier im Blog ja nicht über spekulative Anlagen. Aber ich habe erst durchblickt, dass die beworbene Sicherheit unter Umständen sehr fragil sein kann, sodass ich schon zu viel Text für diesen Artikel geschrieben habe, als dass ich ihn wegschmeißen wollte. Zudem bewahrt er vielleicht den einen oder anderen davor, hier vorschnell Geld anzulegen.
Update vom 12. Mai 2017
Es gibt schlechte Nachrichten: Cashboard hat einen Insolvenzantrag gestellt.
@Dr. Jan-Christian Degenhart
Ich tue mich generell sehr schwer mit einigen der genannten Robo-Advisor. Meistens zahlen Kunden da eine fortlaufende Gebühr für eine einmalige Leistung. Letztlich wird ja einfach nur einmal die ETF-Auswahl übernommen und dann bekommt man vermutlich gelegentlich Tipps, wie man die Gewichtung anpassen sollte. Da handelt es sich also mehr um eine Fondsvermittlung als um eine Vermögensverwaltung.
Bei meiner Recherche bin ich aber tatsächlich über weitere spannende Angebote gestolpert. Scalable Capital zum Beispiel hat mich dabei sehr angesprochen, auch wenn ich da meinen Einladungscode, den sie kürzlich verschickt haben, noch nicht genutzt habe (die hatten bisher eine Warteliste, man konnte sich nicht sofort anmelden). Scalable ist bafin-lizensiert und darf somit mein Portfolio komplett managen, statt nur einmal ETFs zu vermitteln. Hierfür wird eine Risikomanagement-Technologie verwendet, die das Konto unter Berücksichtigung einer Verlustgrenze verwaltet, die man als Kunde selbst festlegen kann. Obwohl dieser Service die reine Fondsvermittlung deutlich übersteigt, ist Scalable Capital auch nicht wirklich teurer als andere. Für mich derzeitig das spannendste Unternehmen im Bereich der Online-Geldanlage.
@ Michi Enkenbach
Ich bin absolut auf deiner Seite. Seit längerem beschäftige ich mich mit verschiedenen Anbietern. Es gibt deutlich bessere Alternativen zu Cashboard. Ich persönlich habe mich für Ginmon entschieden aber Vaamo, Quirion und Co sind aus meiner Sicht alle besser als Cashboard