Es war ja bereits abzusehen, nun ist es aber definitiv beschlossene Sache: Barclays senkt mit Wirkung zum morgigen Mittwoch, 11. Juli 2012, den Zinssatz seines Tagesgeldkontos „LeitzinsPlus“.
Nicht überraschend kommt es deswegen, da Barclays bei diesem Angebot den Zinssatz für Neukunden drei Jahre lang ab Konto-Antragsstellung an den Leitzins der Europäischen Zentralbank koppelt, der wiederum ja am vergangenen Donnerstag gesenkt wurde.
Zuletzt und auch weiterhin gewährt die britische Bank Neukunden einen garantierten Aufschlag von glatt einem Prozent auf den aktuellen EZB-Leitzins. Letzterer liegt derzeit bei 0,75 Prozent, sodass man im Endeffekt nun bei 1,75 Prozent landet. Das ist im Vergleich ein eher schwacher Wert.
Zinssenkung brauchte nur 6 von 21 möglichen Tagen
Offen war zuletzt lediglich, wie schnell Barclays die Leitzinssenkung umsetzen würde. In den Bedingungen zum Konto steht, dass Änderungen am Leitzins innerhalb von 21 Tagen umgesetzt werden. In diesem Fall hat es jedoch gerade einmal sechs Tage gedauert.
Falls es demnächst auch mal wieder eine Leitzinserhöhung geben sollte, wäre es interessant zu beobachten, ob die Bank dabei dann genau so schnell vorgeht. 😉
Wobei ich persönlich aber schon am Folgetag der Leitzinssenkung mit einer Anpassung seitens Barclays gerechnet habe. Insofern bin zumindest ich leicht positiv überrascht, dass es „immerhin“ sechs Tage dauerte.
Drei verschiedene Zinssätze für Bestandskunden
Doch nicht alle Kunden erhalten fortan 1,75 Prozent bei Barclays. Denn als die Bank mit ihrem Tagesgeldkonto in Deutschland startete, lockte sie noch mit einem Zinsaufschlag von 1,75 Prozent. Wer sich dieses Angebot sicherte, landet nun bei 2,5 Prozent. Mehr bietet kein anderer; das ist weiterhin ein Spitzenwert.
Kurz danach gab es „nur“ noch 1,5 Prozent zusätzlich. Wer da zuschlug, liegt nun bei 2,25 Prozent, was noch immer ein guter Wert ist.
Wer sich aber lediglich den Aufschlag von einem Prozent sicherte und nun bei 1,75 Prozent liegt, sollte durchaus über den Wechsel des Anbieters nachdenken. Denn in der Spitze werden derzeit bis zu 2,5 Prozent geboten. Auch wer gesteigerten auf eine Zinsgarantie Wert legt, wird Anbieter mit höheren Zinssätzen finden (z.B. die GEFA Bank mit 2,5% für 6 Monate garantiert oder Cortal Consors mit 2,4 Prozent für 12 Monate garantiert – für die einzelnen Bedingungen siehe jeweilige Links).
Nachtrag: Zinssenkung innerhalb von 0 Tagen
Wie mich Uwe in den Kommentaren wissen ließ lag ich falsch damit, dass Barclays die Zinsen erst mit sechs Tagen Verzögerung senkte. Denn am vergangenen Donnerstag wurde die Senkung des Leitzinses lediglich angekündigt. Wirksam wird sie erst zu morgen, dem 11. Juli 2012 (siehe auch hier). Somit lässt sich Barclays exakt 0 Tage Zeit damit, die Zinssenkung an die Kunden weiterzugeben…
Ja, so stelle ich mir das auch vor. Ein zusätzlicher Punkt, weshalb ich davon ausgegangen war, die Zinsen wären für den vergangenen Tag, war auch die Tatsache, dass MoneYou die Zinsen bei mir bereits abends angerechnet hatte – jedenfalls wenn ich mal danach geschaut habe. Und MoneYou müsste eigentlich auch Act/Act verwenden. Da war ich dann sicher, dass Zinsen, die schon gegen 22 Uhr angerechnet werden, wohl nicht zum nächsten Tag gehören.
Andererseits gibt es ja auch das Phänomen bei einigen Banken, dass z.B. freitags oder vor Feiertagen schon die Zinsen für die nächsten Tage angerechnet werden, da ja schon klar ist, dass in den nächsten Tagen sowieso keine Überweisungen vom oder auf das Tagesgeldkonto durchgeführt werden können – erst wieder ab dem nächsten Geschäftstag der Bank. Es kann also gut sein, dass auch MoneYou schon abends gegen 22 Uhr die Zinsen für den nächsten Tag berechnet, da man sein Geld in den nächsten 2 Stunden bis Mitternacht sowieso nicht mehr abziehen kann.
Dann betrachte ich die Sache mal als geklärt. Offenbar hat Barclays in diesem Fall doch keinen Fehler gemacht. Immerhin habe ich etwas neues über die Zinsberechnung gelernt 😉
Ich kann mir gut vorstellen, dass genau da der Hund begraben liegt. Du bist die ganze Zeit davon ausgegangen, dass kurz nach Mitternacht die Gutschrift für den Vortag erfolgt, da die allererste Gutschrift erst am Folgetag erfolgte. Offenbar ist es aber so, dass kurz nach Mitternacht die Gutschrift für den dann gerade angebrochenen Tag erfolgt, sodass der reduzierte Zinssatz dann richtig wäre. Nachvollziehen lässt sich sowas ohne erheblichen Aufwand natürlich nur schwer…
Nachdem ich zwischenzeitlich noch eine Nachricht an den Barclays Support geschickt hatte, habe ich eben eine Antwort erhalten. Meine erste Nachricht wurde noch nicht beantwortet, und ich rechne auch nicht mehr damit. Das ist schon eine schwache Leistung von Barclays.
Aus der Antwort werde ich leider auch nicht wirklich schlau. Hier mal die Antwort für alle zur Info:
Wir möchten sie darüber informieren, dass die von unserem System berechneten Zinsen nach der Actual/Actual-Methode berechnet werden.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass Sie eine andere Zinsberechnung zur Grundlage genommen haben und deshalb die Berechnung nicht mit der im System übereinstimmt. Wir berechnen die Zinsen taggenau, das heißt der erste Tag wird nicht mit berechnet, aber der letzte. Zudem müssen Sie beachten das wir ein Schaltjahr haben und die Berechnung durch 366 Tage geteilt wird.
Dass die Act/Act Methode verwendet wird, war mir schon klar. Ich habe genau mit der gleichen Methode gerechnet, und bisher entsprach meine Rechnung auch immer genau dem Wert der angerechneten Zinsen. Das Geheimnis könnte hinter der Aussage stecken, dass der letzte Tag mit berechnet wird, der erste jedoch nicht. Ich bin mir nicht ganz sicher, wie das gemeint ist, bzw. wie sich das beim Berechnen auswirkt. Wenn das heißt, dass kurz nach Mitternacht die Zinsen für den gerade angebrochenen Tag angerechnet werden und nicht für den vergangenen Tag, dann würde das natürlich alles erklären. Bisher bin ich davon ausgegangen, dass die Zinsen für den vergangenen Tag angerechnet werden.
Bisher gibt es leider noch nichts neues. Ich habe meine Nachricht absichtlich als „Beschwerde“ verschickt, damit man auch wirklich davon Notiz nimmt. Wenn in den nächsten Tagen keine Antwort kommt, schreibe ich die nochmal an oder rufe dort an.
Am wichtigsten ist mir ohnehin der zweite Punkt meiner Nachricht. Und in der Zwischenzeit würde ich Euch, die Ihr auch ein bisschen Geld auf dem Barclays Konto geparkt habt, gerne mal nach Eurer Meinung dazu fragen und Euch bitten, mal den Verlauf Eurer dort angerechneten Zinsen der letzten Woche nachzuvollziehen, wenn es Euch möglich ist.
Nochmal zusammengefasst das Problem, das ich dort entdeckt zu haben glaube:
Barclays zahlt die Zinsen zwar nur jährlich aus, berechnet und angezeigt werden die aufgelaufenen Zinsen aber tagesgenau. Bisher war es bei mir jedenfalls immer so, dass Barclays kurz nach Mitternacht die Zinsen für den vergangenen Tag berechnet und zu den aufgelaufenen Zinsen addiert hat.
Am 05.07. hat die EZB die Senkung des Leitzinssatzes mit Wirkung zum 11.07. angekündigt. Barclays hat keinen Tag verschenkt und sofort um Mitternacht am Mittwoch, den 11.07. den Zinssatz um 0,25% gesenkt.
Zumindest auf meinem Konto war es so, dass dann, nachdem der Zinssatz gesenkt worden war, die Zinsen für den vergangenen Tag, also den Dienstag, berechnet worden sind.
Da der gesenkte Zinssatz erst ab dem 11.07. gelten sollte, müsste das Geld, das sich am 10.07. auf dem Konto befand, aber ja noch mit dem alten, um 0,25% höheren Zinssatz berechnet worden sein. Deshalb wäre es schön, wenn jemand anderes das auch mal auf seinem Konto nachvollziehen könnte. Das wird nicht ganz einfach sein, nachdem die Umstellung inzwischen wieder einige Tage her ist und es sich ja tatsächlich in den meisten Fällen nur um eine Differenz von wenigen Cents handeln dürfte. Vielleicht habe ich da ja auch irgendwo einen Denkfehler.
Wenn das so aber tatsächlich nicht rechtens ist, käme trotz der geringen Differenz für den Einzelnen bei der großen Menge von Kunden und den riesigen gesamten Sparbeträgen schon ein bisschen was zusammen.
@Nils: auf jeden Fall 😉
Bisher habe ich leider noch keine Antwort erhalten. Inzwischen kam nur ein offizielles PDF mit der Benachrichtigung über die Zinssenkung an. Wobei Barclays sehr bemüht war, mit dem Wort „Senkung“ sehr sparsam umzugehen 😉 Nach dem ersten Satz, in dem von einer Leitzinssenkung durch die EZB die Rede ist, schreibt Barclays nur noch von einer Zinsanpassung um 0,25% und versprechen, Leitzinsänderungen auch weiterhin innerhalb von 3 Wochen an die Kunden weiterzugeben. Die Nachricht klingt fast so, als würden die Kunden jetzt mehr Zinsen erhalten als vorher 😀
Wenn ich eine Antwort auf meine Nachricht erhalte, sage ich hier auf jeden Fall Bescheid.
Ich auch. 🙂 Du lässt uns ja sicher daran teilhaben. 😉
Ich habe gerade mal eine Nachricht an den Barclays Support gemailt, in der ich drei Themen angesprochen habe:
1. Die meiner Meinung nach schlechte Kommunikation mit den Kunden bei dieser Zinssenkung. Aus anderen Quellen wurde man zwar über die Leitzinssenkung informiert, aber keine Nachricht von der eigenen Bank. Weder per Mail, noch auf deren Webseite. Doch der niedrige Zinssatz gilt schon. Stand jetzt wird aber noch immer mit 1% Leitzins und 2% Tagesgeldzins geworben. Wahrscheinlich wird es im Lauf des Tages noch geändert werden, aber ich denke, das müsste besser gehen.
2. Meine Frage bezüglich der Anwendung des Zinssatzes vom Mittwoch bereits für den Dienstag. Zumindest hatte ich es so im Kopf, dass die Zinsen nachts für den vergangenen Tag ebenfalls mit dem Zinssatz des vergangenen Tages angerechnet würden. Ich denke nicht, dass Barclays bereits um Mitternacht die Zinsen für den nächsten Tag anrechnet. Dann könnte man das Geld ja noch am gleichen Tag abheben und hätte bereits die Zinsen angerechnet bekommen. Vielleicht übersehe ich aber auch irgend etwas anderes. Jedenfalls kommt es mir komisch vor, und ich habe mal nachgefragt, ob das denn so seine Richtigkeit hat.
3. Nachdem jetzt deutlich wurde, dass Barclays gar keinen Vorlauf für Zinsanpassungen benötigt, und schon gar keine 3 Wochen, dachte ich, ich frage mal nach, inwieweit Barclays denn Zinserhöhungen fairerweise mit gleicher Eile umsetzt, oder ob in diesem Fall tatsächlich mit einer grundlosen Verzögerung um 3 Wochen zu rechnen wäre 😉
Auf die Antworten bin ich mal gespannt 😀
Dass Barclays sich so kleinlich zeigt, hatte ich nicht unbedingt erwartet. Wenn man damit wirbt, eine Leitzinsänderung innerhalb von 3 Wochen an die Kunden weiterzugeben und das dann auch noch „Umsetzungsfrist“ nennt, klingt es ja erst einmal so, als sei die Umsetzung einer Zinsänderung für Barclays ein gewisser organisatorischer Aufwand, der etwas Zeit benötigt. So verkaufen sie es zumindest. Einen wirklichen Aufwand gibt es natürlich nicht.
Dementsprechend hat Barclays nun auch tatsächlich keinen einzigen Tag benötigt, um nach deer Leitzinssenkung die Tagesgeldzinsen zu senken.
Ich habe eben mal auf mein Konto geschaut. Die Zinsen, die für den aktuellen Tag anfallen, werden ja bei Barclays immer gegen Mitternacht angerechnet. Diesmal galt nach Mitternacht aber schon sofort der Zinssatz von 2,5%. Das heißt für mich, dass meine Zinsen für den Dienstag, als der Leitzins eigentlich noch 1% betrug, bereits mit 2,5% angerechnet wurden, also bereits mit dem gesenkten Zinssatz.
Das finde ich dann doch schon mehr als dreist und ziemlich fragwürdig.
Jetzt könnte Barclays mich eigentlich nur noch positiv überraschen, indem sie auch bei der nächsten Leitzinserhöhung so fix reagieren, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass das nicht passieren wird 😛
Aber immerhin bin ich davon überzeugt, dass wir innerhalb dieser 3-Jahres-Frist noch mehrere Leitzinserhöhungen sehen werden. In meinen Augen war diese Senkung hauptsächlich für eine Signalwirkung gut, um den Markt zu beruhigen, weil alle sehen, dass die EZB noch handlungsfähig ist. Für Deutschland ist der Leitzins eigentlich jetzt schon zu niedrig, und rein praktisch bringt eine Senkung eigentlich kaum noch etwas, da sowieso schon alles mit billigem Geld überflutet ist. Jetzt wäre eigentlich die Frage, wie man damit sinnvoll umgeht und es gut einsetzt, anstatt einfach nochmal noch billigeres Geld hinterherzuschießen. Wenn das so weitergeht, wird die Inflation demnächst wieder locker über die 2% steigen. Aber warten wir’s mal ab 😉